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BAUEN-SANIEREN,  NATÜRLICH

ökologische Dämmstoffe für die Sanierung

Dämmen mit ökologischen Dämmstoffen ist nicht nur etwas für Ökofreaks. Ginge es nach mir, würde jede thermische Sanierung eines Bestandshauses oder jede Dämmung eines Neubaus ausschließliche mit natürlichen Dämmstoffen ausgeführt werden. Der Sondermüll an den Hausfassaden ist nicht der Weisheit letzter Schluss und sollte so schnell als möglich gestoppt werden.

WERBUNG |Dieser Beitrag enhält Links für weitere Informationen zu den von mir verwendeten Dämmstoffen und deren Verarbeitung, welche für mich hilfreich waren. Die Verlinkung erfolgt aus Überzeugung und ohne Gegenleistung.

Inhalt
  • 1. Materialauswahl für die Sanierungsmaßnahmen
  • 2. Was ist ein ökologischer Dämmstoff?
  • 3. Warum ist ein Dämmung notwendig?
  • 4. Basiswissen der Eigenschaften von Dämmmaterialien
  • 5. Welche ökologischen Dämmstoffe habe ich verwendet?
  • 6. Welche ökologischen Dämmstoffe gibt es noch?
  • 7. Wie sieht es mit den Kosten aus?
  • 8. Zusammenfassung
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Fassadendämmung mit Hanffasern
1. Materialauswahl für die Sanierungsmaßnahmen

Auf der Baumesse suchte ich die kleinen Präsentationsstände der Anbieter von ökologischen Baumaterialien. Fast nicht zu finden, unter den übergroßen Designerständen der konventionellen Platzhirsche. Denke immer daran, wir Bauherren und Baudamen bezahlen diese umfangreichen Marketingmaßnahmen. Wer suchet der findet eine Vielzahl an alternativen Materialien für die Fassadendämmung, Dämmung der obersten Geschoßdecke und der Zwischensparrendämmung. Und genau diese Arbeitsschritte habe ich bei meiner Haussanierung, der Bergvilla Helika durchgeführt. Welche Dämmstoffe ich verwendet habe liest du weiter unten im Beitrag.

2. Was ist ein ölologischer Dämmstoff?

Ein natürlicher Dämmstoff ist ein Material aus einem nachwaschsenden Rohstoff. Solche Rohstoffe sind zum Beispiel Holz oder Pflanzen wie Hanf, Flachs und Stroh. Bei der Herstellung zum Dämmstoff wird möglichst wenig Energie aufgewendet. Im Idealfall wird keine Chemie bei diesem Prozess verwendet. Die Rohstoffe und die Produktion befinden sich in nächster Umgebung um die Transportwege kurz zu halten. Letztendlich sollten diese Dämmmaterialien biologisch abgebaut werden können.

Sehr wichtig erscheint mir auch noch, dass eingesetzte Materialien am Haus die Bausubstanz nicht gefährden. Und meine Gesundheit als Haussaniererin bei den Arbeiten und als Hausbewohnerin im Wohnraum nicht gefährden. Manche Dämmstoffe tragen sogar aktiv zur gesunden Raumluft bei, indem sie Schadstoffe aus der Luft aufnehmen und neutralisieren.

3. Warum ist eine Dämmung notwendig?

Durch die richtig ausgeführte Dämmung werden Bauschäden durch Kondensation vermieden (Stichwort Kältebrücken und Schimmelbildung). Außerdem wird durch eine gut geplante Dämmung Energie gespart, in meinem Fall benötige ich weniger Holz zum Heizen. Und zu Letzt der für mich wichtigste Grund, durch die Dämmung entsteht ein behagliches Raumklima. Hier kann ich aus Erfahrung sprechen, weil wir ja auf der Baustelle lebten und einige Jahre provisorisch im Erdgeschoss/Kellergeschoss wohnten.

Die 25cm dicke Außenmauer aus Ziegel strahlt im Winter kalt ab und es ist nicht angenehm mit dem Rücken zur Wand auf der Bank zu sitzen. Nach ein paar Tagen Abwesenheit im Winter ist gefühlt Sibirien in meine Küche eingezogen. Es dauerte gut eine Woche die Räume wieder normal warm zu haben. Anmerkung: die Heizung ist auch noch nicht ganz Stand der Technik. Deshalb haben wir uns für eine thermische Sanierung der Bergvilla Helika entschieden.

4. Basiswissen der Eigenschaften von Dämmmaterialien

Wärmeleitfähigkeit (Lambda-Wert) W/mK
Damit wird ausgedrückt, wie gut ein Dämmstoff die Wärmeverluste verringert. Je kleiner der Wert um so besser die Dämmeigenschaften. Höhere Materialdicken gleichen schlechtere Dämmeigenschaften aus.

Wärmedurchgangskoeffizient U-Wert W/m²K
Dieser Wert gibt die Wärmeverlußte an. Je kleiner der Wert umso besser die Dämmeigenschaften.

Dampfdiffusion µ-Wert und sd-Wert
Dampfdiffusionswiderstand, gibt an wie viel Mal der Widerstand eines Stoffes größer ist als Luft. Die Dicke spielt eine Rolle und somit wird der Wert mit der Dicke multipliziert. Du erhältst den sd-Wert. Die Materialien sollten so angewendet werden, dass der Wert von innen nach außen abnimmt. Die Luftfeuchtigkeit sollte ungehindert nach draußen diffundieren können. Andernfalls muss innen eine Dampfbremse angebracht werden.

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Hanfdämmung
5. Welche ökologischen Dämmstoffe habe ich verwendet?
a) Hanf (Hanfdämmplatten und Hanfflies)

Hanf für die Dämmung ist mein Lieblingsmaterial. Und ist als nachwachsender Rohstoff gut fürs Klima. Die Pflanzen wachsen praktisch vor der Haustür in Hülle und Fülle. Die Dämmung ist frei von belastenden Zusätzen.

Das Material hat sehr gute Dämmeigenschaften (Wärmeleitfähigkeit 0,040-0,045 W/mK), und eine gute Feuchteresistenz. Als Test kannst du die Hanfdämmung in die Waschmaschine geben, welche Überraschung, die Formstabilität ist noch immer gegeben. Das hat mich überzeugt. Darüber hinaus bietet diese Dämmung einen exzellenten Schallschutz und bringt hohe mechanische Widerstandskraft mit. Dass merkte ich beim Schneiden der Platten, etwas Tricky.

österreichische Produktion

Die Dämmplatten werden in Österreich produziert und sorgen somit für regionale Wertschöpfung. Ein interessantes Detail von hanfdaemmung.at ist: 1% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Österreich würde ausreichen um den gesamten heimischen Bedarf an Wärmedämmung ausschließlich aus Hanf zu decken. Die Pflanze ist schnellwachsend, mit geringen Ansprüchen an die Bodenqualität wächst sie ohne Spritzmittel und Dünger.

Raumklima

Hanfdämmung sorgt für ein angenehmes und gesundes Raumklima durch hohe Diffusionsoffenheit. Durch die offene Zellstruktur können die Fasern Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben.
Im Sommer bietet Hanf einen sehr guten Hitzeschutz. Und auf Grund des letzten Hochsommers kann ich dies wirklich bestätigen. Auch an diesen unerträglichen heißen Tagen ist das Klima im Raum sehr angenehm.

Bei der Herstellung der Dämmplatten wird vergleichsweise wenig Energie benötigt, weil die Fasern meist mechanisch bearbeitet und zu Platten geformt werden.

natürliche Schädlingsresistenz

Hanf besitzt eine natürliche Schädlingsresistenz. Die Hanfdämmung ist von Natur aus resistent gegenüber Insekten und Nagern. Weil die Fasern natürliche Bitterstoffe enthalten und ihnen das Eiweiß als Futteranziehung fehlt. Die organischen Fasern gelten als schwer verrottbar und sind beständig gegen Feuchtigkeit und Schimmel.

Bei der Auswahl der Marke sollte man darauf achten, dass eventuelle Stützfasern in den Dämmplatten auch aus natürlicher Quelle sind.

Zwischensparrendämmung mit Hanffasern

Verwendung in der Bergvilla Helika:

Hanfdämmplatten (8cm)

  • Fassadendämmung für die hinterlüftete Holzfassade (2 Lagen)
  • Dämmung der obersten Geschoßdecke (3 Lagen)
  • Dämmung der Holzständerwand
  • Zwischendämmung im Fußbodenaufbau mit Polsterhölzern

Hanfdämmplatten (10cm)

  • Zwischensparrendämmung (2 Lagen)

Hanfflies (3mm)

  • als Trittschallmatte unter dem Holzfußboden

Reste der Dämmung

  • Ausstopfen der Fugen beim Fenstereinbau
  • Ausstopfen der Fugen beim Holzboden zur Wand
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Holzfaserdämmplatten als Putzträger
b) Holzfaserdämmplatten

Holz als klimaneutraler und nachwachsender Rohstoff ist mir, wie dir bereits bekannt ist, sehr sympathisch. Holzfaserdämmplatten werden aus entrindetem Nadelholz produziert. Die holzeigenen Inhaltsstoffe dienen als Bindemittel, weitere Zusätze sind überflüssig. Das Material ist baubiologisch hinsichtlich Gesundheit sehr zu empfehlen.

Hitzeschutz im Sommer und das diffusionsoffene Material trägt entscheidend zu einem angenehmen Raumklima bei. Der Schallschutz ist durch die hohe Rohdichte ebenfalls wie beim Hanf in einem sehr guten Bereich gegenüber konventioneller Dämmung. Die Wärmeleitfähigkeit liegt ebenfalls, wie bei der Hanfdämmung bei 0,040 – 0,055 W/mK.

Die Entsorgung ist völlig unproblematisch, weil das Material verrottet.

Ein Detail am Rande erwähnt. Nur 1% der gesamten Dämmstoffe wird mit Holzfaserdämmstoffen gemacht. Für mich eine unverständliche Tatsache. Umwelt und Gesundheit haben anscheinend keinen sehr großen Stellenwert.

Verwendung in der Bergvilla Helika

Holzfaserdämmplatten (52mm)

  • Aufsparrendämmung
  • als Putzträger beim Zubau aus Holz für den Lehmputz

Holzweichfaserdämmplatten (19mm)

  • Zwischendämmung im Fußbodenaufbau mit Polsterhölzern

Sehr gute technische Details bezüglich der Verarbeitung von Holzfaserdämmstoffen findest du auf der Herstellerseite Steico

Bei beiden Materialien ist für mich, neben den ökologischen Vorteilen auch noch die leichte Verarbeitbarkeit ein entscheidendes Merkmal bei der Auswahl gewesen. Wir haben alles in Eigenleistung mit Hilfe der Fachberatung unseres spezialisierten Händlers durchgeführt.

6. Welche ökologischen Dämmstoffe gibt es noch?

Es gibt noch folgende ökologische Dämmstoffe ohne Vollständigkeitsgarantie. Die Verwendung und Eigenschaften werden in weiteren Beiträgen folgen. Flachs (hat ähnliche Eigenschaften wie Hanf), Jute, Stroh, Schilf, Schafwolle, Perlite, Blähton, Kalziumsilikat. Wiesengras/Seegras ist in unserer Region wenig verbreitet.

Davon bin ich nicht überzeugt:

Weniger überzeugt bin ich von Kork, Kokos und Zellulose als ökologische Dämmstoffe. Kork und Kokos werden nicht in der näheren Umgebung (Österreich und Nachbarländer) und mit hohem energetischem Aufwand produziert. Bei Zellulose bin ich skeptisch, wie sich das Material bei Feuchteeintritt verhält.

7. Wie sieht es mit den Kosten aus?

Die Kostenfrage ist selbstverständlich bei der Haussanierung präsent. Jedoch habe ich mich bewusst für einen natürlichen Dämmstoff entschieden. Nicht weil er billig oder teuer ist, sondern weil ich mir der Eigenschaften dieses Materials bewusst bin. Meine Gesundheit und die Umweltverträglichkeit sind mir wichtiger als ein billiges Material. Der Preis ist aus meiner Sicht angemessen und in meinem Fall haben wir dies sehr gut durch die Eigenleistung der Holzfassade ausgeglichen.

Tipp: Verwende so wenig verschiedene Materialien und Dimensionen wie nur möglich. So sparst du bei der Anschaffung, kannst eine große Menge bestellen und an möglichst vielen Stellen am Haus verwenden.

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Schwer sind die Pakete ja nicht, aber das Format!

Tipp zum Weiterlesen: Sehr wertvolle Informationen zu dem Thema „ökologische Dämmstoffe“ findest du auch in diesem E-Book. Noch mehr Infos, eine übersichtliche Darstellung und Vergleiche der einzelnen Dämmstoffe sowie Expertentipps für dich kostenlos zum Download.

8. Zusammenfassung

Zusammenfassend lege ich dir ans Herz, bei der Auswahl der Dämmmaterialien nicht nur aufs Geld zu schauen. Es gibt eine Reihe von Eigenschaften, die ökologische Dämmstoffe viel besser dastehen lassen als herkömmliche Materialien. Die Natur ist das höchste Gut, das wir haben. Gleich darauf folgt die Gesundheit und dafür solltest du alle wissentlich besseren Materialien anwenden. Das ist kein Spuk von Ökofreaks. Es ist für dich, dein Leben und deine Lieben.

alles liebe angelique


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17 Comments

    • angelique

      Liebe Caro, vielen Dank für deine Zeilen. Ich hoffe der Funke der ökologischen Materialien erfasst deine Freundin. liebe grüße angelique

  • Bettina

    Hallo Angelika,
    schön von Expertenhand über ökologische Dämmung zu lesen, sonst müsste man sich das Alles mühsam erarbeiten. Ich finde deinen Beitrag sehr nützlich für Bauherren, Hausbesitzer und für Wohnungssuchende bzw für alle, die sich für das Thema Wohnen und Wohnklima interessieren, zumal du ihn mit dem Herzen geschrieben hast Danke 🙂 liebe Grüße Bettina

  • Lea

    Hallo Angelika,
    danke für diese Review zu den verschiedenen Dämmstoffen. Ich teile deine Meinung bezüglich Kokos, Kork usw.
    Was ich mich frage ist, welcher Dämmstoff der leichteste ist, denn ich interessiere mich sehr für die Tiny House Thematik und deshalb für leichte, wenig Raum verbrauchende, ökologische Dämmstoffe.
    Lieber Gruß,
    Lea

    • angelique

      Hallo Lea, herzlichen Dank für dein com. Tiny House ist ein interessantes Vorhaben. Das Thema ist sehr komplex, weil Masse ist für die Wärmespeicherung wieder von Vorteil. alles liebe angelika

  • Julie

    Liebe Angelika,
    wow, das nenne ich mal einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema! Ich bin zwar jetzt nicht persönlich betroffen (aber das kann ja noch werden ;)), finde den Beitrag aber super hilfreich für alle, die gerade ein Haus bauen, sanieren oder Ähnliches.
    Liebe Grüße
    Julie
    P.s.: Und wie hübsch sind denn bitte die blauen Fensterläden? Bin ganz verliebt! 🙂

  • Ahoi und Moin Moin

    So viel ist bei einer guten Dämmung zu beachten – wow.
    Da hast du wirklich viel auf dem Zettel.

    ich sag‘ mal so „nicht nur dämmen sondern auch richtig lüften“ sind heutzutage ganz Wichtig um Schimmel zu vermeiden. Frische Luft tut gut und beugt Kopfschmerzen vor.

    Beste Grüße
    Kathy

    • angelique

      Liebe Kathy, … und das ist nur ein Teil! Lüften und frische oder gesunde Raumluft ist sicher auch noch einmal ein Beitrag. lg angelique

  • Julia

    Toll, wie du als Frau auf technische Themen verständlich eingehst. Ich tue mit da etwas leichter, weil ich die HTL für Bau gemacht habe und diese Themen für mich immer wieder spannend sind. Aber auch für einen thematikfremden Häuslbauer oder Sanierer ist dass ein relevanter Beitrag.

    • angelique

      Vielen Dank, liebe Julia! Sozusagen ist das meine tägliche Beratungstätigkeit: das komplizierte Baulatein übersetzen. Der Blog soll dann mal für die Leseratten Erleichterung bringen.
      alles liebe angelika

  • Tabea

    Liebe Angelique,

    ich finde, Du sprichst hier ein wirklich wichtiges Thema an. Gebaut wird irgendwie immer und überall und ich finde es heutzutage wichtiger denn ja, wenn man auch dabei an die Umwelt denkt.
    Vielen Dank für Deine ganzen tollen Tipps 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Tabea

    • angelique

      Liebe Tabea, es wirklich wichtig, dass mehr an die Umwelt gedacht wird. Vielen Dank für den Kommentar.
      alles liebe angelique

  • helga

    Für die Hinweise zu den Dämmstoffen meinen besten Dank! Auf die Sanierungsarbeiten wartet das Dach in dem Elternhaus. Auch die Dampfsperre soll noch überlegt werden. Die Hinweise kommen uns zu Hilfe, danke!

    • angelique

      Liebe Helga, freut mich wenn dir mein Beitrag bei den Entscheidungen hinsichtlich Sanierung hilft. Auch für die Dampfsperre gibt es eine ökologische Alternative: Fadenverstärkte Papier Dampfbremse.
      Gutes gelingen, lg angelique

  • Heike

    Eine gute Übersicht von verschiedenen Dämmstoffen! Für die Fassadensanierung möchten wir vorwiegend ökologische Dämmstoffe einsetzen. Daher ist uns die Meinung vom Experten sehr wichtig. Hanfdämmung werden wir gerne in Erwägung ziehen. Vielen Dank für den Beitrag!

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