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BAUEN-SANIEREN,  NATÜRLICH

Kellerwand abdichten und dämmen

Kellerwand abdichten und dämmen – mein größter Kompromiss hinsichtlich – natürlich bauen. Die Perimeterdämmung und das Aufbringen einer Dichtungsebene auf die Kellerwand ist eine sehr wichtige und aufwändige Maßnahme an unserem Bestandshaus „Villa Helika“ aus dem Jahr 1972. Gleichzeitig ist es, so man das aus heutiger Sicht beurteilen kann auch die größte Katastrophe während der Bauzeit. Dazu später noch einmal. Es handelt sich um einen sehr wichtigen Arbeitsschritt bei der Sanierung, der gewissenhaft ausgeführt werden sollte. Daher würde ich nie ohne fachliche Unterstützung diese Arbeiten selbst durchführen. Wir hatten Kontakt zu einem Anwendungstechniker der Herstellerfirma der verwendeten Materialien und die Unterstützung von einem ganz lieben Freund, der selbiges an seinem Haus unmittelbar vor uns durchgeführt hatte.

 

1. Kompromiss
2. Allgemeines über das Abdichten der Kellerwand
3. Allgemeines über das Dämmen der Kellerwand
4. Drainage

5. Maßnahmen
6. Zusammenfassung

 

1. Kompromiss

Der Kompromiss entsteht, weil die verwendeten Materialien leider überhaupt nicht ökologisch sind. Warum mir das wichtig ist kannst du in einem vorherigen Blogbeitrag nachlesen. Ja gut, kann man meinen, es betrifft ja nur die Außenwand. Für die Wohlfühlatmosphäre in den Wohnräumen sollte das egal sein. Ja das stimmt, jedoch ist mir auch die gesamte ökologische Bilanz wichtig. Und hier schneiden Bitumen und Dämmplatten aus Polystyrol nicht besonders gut ab. Die Anforderungen an die Kellerwand sind sehr hoch. Das Grundstück ist Hanglage und wenn es sein soll kommt reichlich Wasser von oben – nicht nur der Regen kommt von oben. Ein weiterer Grund für die Auswahl der Materialien war die Möglichkeit, die Arbeiten in Eigenleistung durchzuführen.

 

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Wasseraufkommen vor Kellerschacht

2. Allgemeines über das Abdichten der Kellerwand

Die Kellerwand muss vor Feuchtigkeit geschützt werden. Dringt Feuchtigkeit in Räume ein, ist es ungesund und die Räume sind nicht mehr für Wohnzwecke geeignet. Ganz abgesehen von den gesundheitlichen Belastungen, kann das bis zu Schäden an der Einrichtung sowie am Gebäude selber gehen. Die Belastung von Feuchtigkeit entsteht durch Spritzwasser im Sockelbereich und durch Wasser aus dem Boden in verschiedenen Formen. (Bodenfeuchtigkeit, Sickerwasser, Stauwasser, Grundwasser).

Materialien für die Abdichtung müssen wasserdicht sein, wasserunlöslich, mechanisch und chemisch beständig, eventuell uv-beständig und elastisch sein. Wir verwenden Bitumen-Dickbeschichtung. Ein hochwertiges, lösemittelfreies, polysterolgefülltes und Kunststoffvergütetes Material zur Abdichtung von Mauerwerk. Bitumen ein Produkt der Destillation von Erdöl. Der Übergang vom Fundament auf die Kellerwand wurde im Bereich der beschädigten Trennschicht mit Sperrmörtel ausgeführt. Sperrmörtel ist ein sehr feiner Zementmörtel mit Zusätzen für die Dichtung.

3. Allgemeines über das Dämmen der Kellerwand

Der Fachausdruck für die Dämmung der Kellerwand ist: „Perimeterdämmung“ und bedeutet so viel wie die Wärmedämmung aller erdberührenden Bauteile eines Gebäudes. Es handelt sich um eine sehr aufwendige aber um eine sehr wirkungsvolle Maßnahme. Die Dämmung verbessert die Raumqualität durch geringeren Wärmeabfluss. Dies ist vor allem deshalb wichtig weil sich auch Wohnräume im Keller befinden. Ein weiterer Grund ist die Verhinderung von Wärmebrücken im Bereich der Kellerdecke und im Bereich des Fundaments. Kalte Stellen im Raum, welche anfällig für Kondenswasserbildung und in weiterer Folge für Schimmelbildung sind, werden vermieden. Voraussetzung ist ein sorgfältiges Arbeiten. Hohlräume in der Dämmung dürfen nicht entstehen – spätere Schäden sind mit noch wesentlich höherem Aufwand auszubessern.

Der Dämmstoff muss wasserundurchlässig und unempfindlich gegen Druck sein. Verwendet werden kann z.B.: XPS (extrudierter Polystyrolschaum – grün, gelb oder rosa Platten) oder EPS (expandierter Polystyrol Hartschaum). Besser noch hinsichtlich Ökologie wäre z.B. Schaumglas.

4. Drainage verlegen

Wirklich funktioniert das Gesamtsystem mit der Verlegung einer Drainage im Ringsystem, um das ganze Haus herum. Das sichere und schnelle Ableiten von aufkommendem Wasser ist unentbehrlich für trockene Wände vom Keller bis zum Dach.

5. Maßnahmen

5.1. Kellerwand freilegen

Dafür ist natürlich schweres Gerät von Nöten und der „englische Rasen“ so wie beinahe der gesamte Garten ist dem Bagger zum Opfer gefallen. Ein äußerst liebgewonnener Pfirsichbaum, mit zuverlässiger und reichlicher Ernte muss weichen. Der Baum hat an einem neuen Platz ein paar Meter daneben erhalten, jedoch damit war er nicht zufrieden und trieb leider nicht mehr aus. Zum Glück habe ich drei Kerne eingelegt, die ich aktuell im Blumentopf hege und pflege. Lustige Geschichte nebenbei, der als nicht übersiedelungsfreudig geltende Pfirsichbaum war damals schon aus einem Kern von der Nachbarin gezogen worden.

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Bagger im Garten
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Kellerwand freigelegt

 

 

 

 

 

 

 

5.2. Kellerwand säubern und die Abdichtung neu aufbauen

Reste von der bestehenden Abdichtung und die Reste vom alten Schutz der Abdichtung – Hartfaserplatten oder was davon noch übrig war; Für die Reinigungsarbeiten kamen eine große Flex mit Tellerbürste zum Einsatz. Am Ende die gesamte Wand mit dem Hochdruckreiniger abspritzen. Offene Fugen und Fehlstellen wurden mit Mörtel verschlossen.

5.3. horizontale bestehende Abdichtung

Die Trennschicht oder horizontale Abdichtung zwischen Wand und Kellerdecke freilegen und dann…
… dann kam der Regen und es war kein normaler Regen.

 

5.4. Die mittlere Katastrophe einer Überschwemmung im Haus – ein Alptraum!

Und genau bei diesen Arbeiten, wo an der Kellerwand Ausbesserungen vorgenommen wurden hatte es für uns unvorbereitet wirklich wie aus Kübel zu regnen begonnen. Die ausgehobene Baugrube stürzte teilweise ein und die zuerst fest und sicher ausgesehene Böschung verwandelte sich in eine schwammige und unkontrollierbare Masse. Es konnte aus der Baugrube kein Wasser mehr abfließen und es dauerte nicht lange und unser gesamtes Erdgeschoss=Kellergeschoss stand unter Wasser. Verzweiflung machte sich breit, weil genau hier befinden sind unsere aktuellen, spärlichen Wohnräume. Freunde und die örtliche Feuerwehr waren schnell zur Hilfe. Unglaublich wie rasant das Wasser stieg. Erste Maßnahme war in die Baugrube eine Pumpe hängen, welche wir stündlich (Tag und Nacht) kontrollierten damit der Pegelstand so weit unten gehalten werden konnte um nicht erneut das Wasser in den Wohnräumen zu haben. Die ganze Aktion dauerte einige Tage bis das Wetter es zugelassen hat und erneut schweres Gerät die Kellerwand ein zweites Mal freilegte.

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Einsturz der Baugrube – Überschwemmung im Haus – Pölzung zur Sicherung

 

5.4. Wand säubern

An der wiederum freigelegten, sauberen und trockenen Kellerwand wurde weitergearbeitet

 

5.5. Trennschicht verschließen

Die freigelegt horizontale Absperrung wurde mit Sperrmörtel versehen und eine Hohlkehle mit Hilfe einer leeren Bierflasche ausgebildet – über die gesamten ausgebesserten Stellen wurde Dichtschlämme aufgestrichen

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freigelegt Trennschicht – geschlossene Trennschicht

5.6. Bitumen-Voranstrich
Die Kellerwand wurde nun vollständig mit Bitumen-Voranstrich eingepinselt (die Malerbürste hatten wir dann entsorgt, es klebt alles zusammen – letztendliche Handschuh und Bürste auch;

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Bitumen Voranstrich

5.7. Bitumen-Dickbeschichtung Nr.1

Schon nach ca. 60 min (je nach verwendetem Material) wurde die erste Schicht Bitumen-Dickbeschichtung auf gespachtelt. Werkzeug immer wieder mit Wasser befeuchten und am Ende mit Terpentinersatz reinigen. So Gott will kann das echt klebrige Bitumen entfernt werden. Auf Haut und Kleidung klebt das Bitumen auch sehr hartnäckig.

 

5.8. Panzerflies

In Bereichen mit besonderen Anforderungen (Hohlkehlenbereich, Stoßfugen und Fehlstellen) wurde Panzerflies in die frische Schicht Bitumen-Dichtbeschichtung eingearbeitet.

 

5.9. Bitumen-Dickbeschichtung Nr.2

Nach 2-4 Tagen Trocknungszeit konnte die 2. Schicht Bitumen-Dickbeschichtung aufgebracht werden. Während den Arbeiten und Trocknungszeiten ist die gesamte Fläche vor Regen zu schützen. Es kann z.B. eine Folie abgehängt werden.

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Bitumen – Dickbeschichtung

5.10. Trocknung

Die angebrachte Abdichtungsschichten müssen vor dem weiterarbeiten vollständig durchtrocknen (mehre Tage sind empfehlenswert)

 

5.11. Dämmplatten anbringen

In einem weiteren Arbeitsschritt wurde nun die Perimeterdämmung aufgebracht. Die Styrodurplatten mit einer Dicke von 100mm und Stufenfalz wurden mit Dickbeschichtung vollständig ohne Hohlstellen verklebt. Durch die Dämmplatten wird die Abdichtung vor Beschädigungen geschützt.

 

5.12. Drainagerohre

Für eine funktionierende Abdichtung ist auch die Verlegung von Drainagerohre notwendig. Es wurden Kunststoffrohre in Stangenform mit Öffnungen für das ankommende Wasser verlegt. Der Rohrdurchmesser beträgt 150 mm. Stangenrohre können leichter geradlinig verlegt werden. Um den Ablauf von auftretendem Wasser schnell zu gewährleisten rate ich von flexiblen Rohren ab. Die Rohre wurden auf ca. 10 cm Schotter im Gefälle von ca. 1% in Form von einer Ringdrainage verlegt. Das bedeutet die Rohrleitung ist ringförmig um das gesamte Haus herum verlegt. An Richtungsänderung, in diesem Fall an den Ecken wurden Kontrollschächte zur Reinigung (Durchspülen) der Rohrleitung situiert. Der tiefste die Punkt der Drainagerohe darf nicht unter dem Fundament liegen -> Unterspülungsgefahr und der höchste Punkt sollte nicht über der Fundamentoberkante liegen.

 

5.13. Filterflies

Zusätzlich wurde noch ein Filterflies, jeweils ca. 10cm überlappend eingelegt und der rohrumschließende Kiesbereich damit umschlossen. Das Filterflies hat die Aufgabe Feinteile aus der Erde von den Rohrleitungen fernzuhalten.

 

5.14. Noppenfolie

An der Wand wurde noch eine Noppenfolie als Schutz angebracht und der gesamte Graben zur Wand hin mit Kies zugeschüttet.

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Dämmung und Kellerschächte anbringen

5.15. Motivation

Zwischendurch und DANACH immer wieder mal ein Bier mit dem Bauherren getrunken…!

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NIE DEN BLICK AUF DAS WESENTLICHE VERGESSEN !

6. Zusammenfassung

6.1. Kellerwand und Fundament freilegen immer mit größter Vorsicht vorgehen, am besten partiell beginnen

6.2. Wasser ableiten, Wand abdichten und dämmen eine sehr wichtige Maßnahme um die Bausubstanz zu schützen und Wohnräume auch als solche genützt werden können.

6.3. Dem Wetterfrosch genau zuhören und trockenes Wetter vorziehen.

6.4. sauberes und genaues Arbeiten bei den einzelnen Arbeitsschritten – Fachmann hinzuziehen

6.5. Trocknungszeiten und Verarbeitungshinweise der Materialien genau beachten.

6.6. hinsichtlich der Kosten würde ich meinen, die Materialkosten sind überschaubar – der Bagger, in diesem Fall doppelt und dreifach schlägt zu Buche und letztendlich die Arbeitszeit. Die Arbeiten wurden in Eigenleistung durchgeführt.

Bei diversen Kontrollen im Schacht, wird einem die Notwendig der Maßnahmen vor Augen geführt, denn auch bei länger andauernden Trockenperioden rinnt in dem Rohrsystem immer Wasser. Sauberes und klares Wasser, noch eine beruhigende und zufriedenstellende Beobachtung. Das System funktioniert und tut seine Arbeit.

Vielen Dank für das Lesen von einer Möglichkeit der Abdichtung und Dämmung unter vielen.
alles liebe angelique